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Co-sleeping

Autorenbild: Dr. RenoirteDr. Renoirte

Podcasts zu hören, während ich in die Praxis radle, gehört zu den Lieblings-Routinen meines Alltags, manchmal einfach nur zur Unterhaltung, aber gern auch zur Erweiterung meines persönlichen und beruflichen Horizonts als Kinderärztin.


Diesmal habe ich mich von einem Beitrag des britischen Podcast BBC Woman´s hour von einem Thema inspirieren lassen, zu dem auch bei den Eltern meiner kleinen Patienten häufig Redebedarf besteht.

Diskutiert wurde „co sleeping“ im Neugeborenen- und Säuglingsalter bis zum Alter von sechs Monaten.

Eltern möchten ihr Baby verständlicherweise nah bei sich haben, es soll sich sicher und aufgehoben fühlen und - für das Wohlergehen aller Beteiligten- gut schlafen. Aber ist das Baby dann auch sicher? Viele frischgebackenen Eltern sind aufgrund dieser neuen und großen Verantwortung für das Wohl ihres Kindes verunsichert.


In besagtem Podcast wurde eine in Großbritannien durchgeführte Umfrage mit über 3400 Eltern

vorgestellt (durchgeführt von The Lullaby Trust).

Es wurde erhoben, dass 9 von 10 Säuglingen bei den Eltern im Bett schlafen. Nur die Hälfte dieser Eltern wurden vorher über den plötzlichen Kindstod bzw. über die empfohlenen Maßnahmen für den gesunden Babyschlaf aufgeklärt und nur knapp 10% hatten vor Geburt geplant, ihren Säugling bei sich im Bett schlafen zu lassen.


„Co-sleeping“ ist also zumindest in dieser Kohorte (wahrscheinlich wären die Daten in Deutschland vergleichbar) meist keine bewusste und geplante Entscheidung, sondern ergibt sich, weil Eltern zum Beispiel beim Füttern/Stillen oder Kuscheln einschlafen, möglicherweise aufgrund eigener Erschöpfung.


Hier in Deutschland, wage ich zu behaupten, werden alle Eltern im Rahmen der U2 und der U3 kinderärztlich gemäß Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendärzte e.v. (DGKJ) über den sicheren Babyschlaf aufgeklärt. Stillen als Schutzfaktor, eigenes Bettchen mit fester Matratze im Elternschlafzimmer, Temperatur im Schlafzimmer zwischen 16 und 18°C, Rückenlage, Schlafsack, keine Decken und Kissen oder andere Gegenstände (z.B. Stofftiere) im Bettchen und ganz wichtig kein Rauchen!


Ich war viele Jahre neonatologisch tätig und diese Aufklärung, vor Entlassung nach Hause, lag mir sehr am Herzen und gehörte selbstverständlich dazu. Alle Eltern erhielten einen anschaulichen Flyer für zuhause.

Nach der Geburt meiner eigenen Kinder konnte ich mich aber selbst nicht immer an diese wichtigen Empfehlungen halten, spätestens beim zweiten Kind war der Schlafmangel so groß, dass meine Tochter wochenlang an mir dran und oder auf mir drauf schlief.


Ob geplant oder nicht, Eltern müssen darüber informiert werden, welche Risikofaktoren es beim „co-sleeping“ bzw. „bedsharing“ gibt und wie ein Baby sicher bei den Eltern im Bett schläft:


Co-sleeping ist nicht geeignet für Frühgeborene unter 37 Schwangerschaftswochen oder unter einem Gewicht von 2,5kg. Es ist gefährlich, wenn Sie oder jemand anderes, der mit im Bett schläft, Alkohol getrunken hat, raucht, bewusstseinsveränderte Medikamente oder Drogen einnimmt. Hier ist ein separates Bettchen der sicherste Platz für ihr Baby!


Wenn diese Risikofaktoren ausgeschlossen werden können, beachten Sie bitte die oben genannten Empfehlungen für den sicheren Babyschlaf. Außerdem gilt:


- geeigneter Schlafplatz mit genug Platz und fester Matratze, d.h. die Couch ist ungeeignet

- keine Kissen, Decken oder Nester in unmittelbarer Nähe, das Köpfchen darf nicht bedeckt werden.

- achten Sie darauf, dass Ihr Baby nicht aus dem Bett oder in eine Lücke fallen oder eingeklemmt werden kann.

- keine weiteren Kinder oder Tiere im Bett, um Unfälle zu vermeiden.


Glücklicherweise gab es in den letzten Jahrzehnten, seit Einführung der Empfehlungen für den sicheren Babyschlaf, einen deutlichen Rückgang des plötzlichen Kindstods.

Planen Sie voraus, wo und wie ihr Baby sicher schläft, damit auch Ausnahmesituationen ungefährlich bleiben!


Alles Gute,


Ihre Kinderärztin Dr. med. Esther Renoirte






 
 

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